“Was machst du da?”
“Ich pikse mich in die Hand. Schau!” Kichernd zeigt mir Ana (9) ihr zärtliches Händchen, in das sie sich einen Stachel eingestochen hat.
“Es tut nicht mal weh.” Lacht sie weiter.  “Hier habe ich mich auch verletzt.” Mit ihrem kleinen Finger zeigt sie auf einen kleinen Schorf auf ihrem Arm.
“Das war ein Muttermal. Ich habe so lange daran gefummelt bis ich es abgekratzt habe.”
“Machst du öfters?”
“Was meinst du?”
“Na ja, dich zu verletzen.”
“Manchmal.”
“Und was hast du davon?”
“Gutes Gefühl.”

Ana ist erst neun Jahre alt. Das scheinbar unschuldige Spiel mit dem Stachel in der Hand hat mich aufmerksam gemacht. Mir war bewusst, dass sich so ein Spiel schnell in ein größeres Problem mit Selbstverletzung entwickeln kann.

Selbstverletzendes Verhalten zeigt sich bei den meisten Kindern nach dem zwölften Lebensjahr. Einem aufmerksamen Beobachter entgehen jedoch die Anzeichen bereits im jüngeren Alter nicht. 

Warum verletzen sich Kinder selbst?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder sich selbst verletzen. 

Erlebt das Kind langfristig Stress, innere Unruhe, Spannung oder Angst, kann die Selbstverletzung die innere Anspannung kurzfristig abbauen. 

Manchmal erleben die Kinder das Gefühl der inneren Leere. Bei der Selbstverletzung können sie den eigenen Körper besser spüren. Das innere Gefühl am Leben zu sein trifft ein.  

Darüber hinaus kann Selbstverletzung ein Ruf nach Aufmerksamkeit sein. Manche Kinder sprechen darüber, dass sie sich verletzen oder zeigen es sogar. Wenn sie es tun, können wir schnell eingreifen. Die Situation wird schlimmer, sobald das Kind anfängt, dieses Verhalten zu verbergen. 

Was verstehen wir unter Selbstverletzung? 

Selbstverletzendes Verhalten kann verschiedene Formen annehmen. In meiner eigenen Praxis beobachte ich häufig das sogenannte “Ritzen”, sich selbst schlagen, Kopf gegen Wände schlagen, sich selbst kratzen oder an Wunden, Krusten oder der Haut „herumknibbeln“ bis es blutet, Haare ausreisen, die Haut brennen, extremes Nägelkauen. Später können Probleme mit dem Essverhalten (Magersucht, Bulimie) sowie Suchtverhalten auftreten.

Was können Sie tun?

Achten Sie auf alle Warnzeichen. Zeigen Sie Interesse und stellen Sie Fragen. Unterschätzen Sie die Situation nicht. Urteilen Sie nicht über das Kind. Es braucht Ihre Hilfe. Das Beste was Sie tun können, ist die Hilfe eines erfahrenen Experten für Arbeit mit Kindertrauma auszusuchen. 

Eine wirksame Hilfe bieten auch die Fachberater der Lebenskarten aus der Kops Method®. 

Vergessen Sie nicht, dass die Aussichten optimistisch sind. Es ist möglich, Selbstverletzung vollständig loszuwerden.