Schulverweigerung: Verständnis statt Strafe für schwieriges Verhalten

Wenn Kind den Unterricht wiederholt verlässt. 

Hast du schon einmal Kinder erlebt, die nicht in der Lage waren, im Unterricht sitzen zu bleiben. Sie verließen wiederholt den Klassenraum oder sogar das Schulgebäude? 

Die Situation, in der ein Kind seinen Platz verlässt und weggeht, ist sowohl für Pädagogen als auch für die Kinder selbst frustrierend.

Pädagogen befinden sich oft in einer schwierigen Lage, in der sie sich der ganzen Klasse widmen müssen und einem bestimmten Kind nicht so viel Aufmerksamkeit schenken können, die es in der Situation benötigt. 

In solchen Fällen können Schulpsychologen oder Sonderpädagogen, die auf die Bewältigung ähnlicher Situationen geschult sind, helfen.

Aber was ist, wenn selbst ihre Interventionen nicht helfen?

Zunächst einmal ist es wichtig zu erkennen, dass jedes Kind seine Gründe für sein Verhalten hat. Diese Gründe können verborgen sein. Manchmal ist sich nicht einmal das Kind selbst bewusst, warum es so handelt. Das Kind kann uns dann sagen, dass es sich langweilt und dass die Schule Zeitverschwendung sei.

Die wirklichen Antworten auf die Frage, warum ein Kind aus dem Unterricht flieht, liegt in der komplexen Wahrnehmung des Kindes, seines Selbstbildes und seiner familiären Beziehungen.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Lukas (11) ist ein Schulverweigerer. Er möchte keine Zeit in der Schule verbringen. Er behauptet oft, krank zu sein, um nicht zur Schule gehen zu müssen. Im Unterricht arbeitet er nur gelegentlich und versucht meistens den Unterricht zu verlassen, wobei er behauptet, eine Pause zu brauchen.

Bei der Analyse seiner Lebensgeschichte stellten wir fest, dass Lukas eigentlich das Gefühl hat, dass die Schule ihn von seiner Familie fern hält. Er kümmert sich um die Mutter und seine Geschwister und übernimmt Verantwortung, die für einen Elfjährigen nicht typisch sein sollte.

Lukas macht sich Sorgen um seine Familie und deshalb versucht er, auf sie aufzupassen. Die Schule stresst ihn, weil sie ihm daran hindert, für die Familie da zu sein. Er ist also in ständigem Stress, kann sich nicht konzentrieren und im Unterricht arbeiten. Seine Fluchten aus dem Unterricht sind seine Art, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren.

Wenn wir nur die Symptome – nämlich die Tatsache, dass Lukas den Unterricht verlässt – lösen würden, ohne die tieferen Ursachen – sein Selbstbild und seine familiären Beziehungen – zu lösen, würden wir ihm keine echte Hilfe bieten. 

In seinem aktuellen Zustand kann er nicht in der Lage sein, sich zu konzentrieren und seine Situation vernünftig zu bewältigen. Daher ist es unerlässlich, dass er neue Verhaltensweisen und Denkweisen erlernt und sich auf sich selbst konzentriert.

Um Kindern wirklich zu helfen, müssen wir tiefer eintauchen und den gesamten Kontext verstehen.

Wenn wir die Wurzeln des Problems nicht verstehen, werden wir nur die Symptome behandeln. 

Eine Bestrafung kann zusätzlich zu noch größerer Ablehnung der Schule gegenüber führen. Echte Hilfe erfordert das Verständnis und die Lösung von Ursachen, nicht nur von Symptomen. Auf diese Weise können wir nicht nur einzelnen Kindern, sondern auch der gesamten Klassengemeinschaft helfen, ein erfüllteres und produktiveres Miteinander zu genießen.