Kindererziehung neu gedacht.

Verstehen, was wirklich in den Kindern vorgeht.

Was geschieht eigentlich im Inneren eines Kindes, wenn es weint, unruhig wird, stumm bleibt oder wütend wird? Oft sehen wir dieses offensichtliche Verhalten und reagieren darauf, aber was verbirgt sich dahinter?

Im Inneren des Kindes finden tatsächlich andere Prozesse statt, und das sichtbare Verhalten ist der Ausdruck dieser inneren Prozesse. Das Kind reagiert auf die Erfüllung oder Nichterfüllung seiner Bedürfnisse. Wenn es seine Bedürfnisse nicht erfüllen kann, fühlt es sich machtlos. Seine Emotionen sind der Ausdruck dieser empfundenen Machtlosigkeit.

In solchen Momenten benötigen Kinder unsere Unterstützung, um ihre Bedürfnisse zu erkennen, zu kommunizieren und zu erfüllen.

Doch wie reagieren wir als Erwachsene in der Regel auf das Kind? Meistens reagieren wir auf sein sichtbares Verhalten, so wie in diesem Fallbeispiel.

Ein Fallbeispiel: Nico

Nico, ein fünfjähriger Junge, kommt in den Kindergarten. An diesem Tag läuft alles wie gewohnt. Bis er plötzlich anfängt zu weinen und seine Mutter zu rufen.

Eine Erzieherin bietet Nico Ablenkung, indem sie ihm viele interessante Dinge und Spielzeuge zeigt, ihn in andere Räume mitnimmt und ihm Essen anbietet, um seine Aufmerksamkeit abzulenken.

In gewisser Weise handelt sie aus der eigenen Machtlosigkeit und aus ihrer eigenen Erfahrungen und Erziehungsmuster.

Dieser Ansatz übersieht das eigentliche Bedürfnis des Kindes.

Ein Perspektivenwechsel

Hinter dem Verhalten von Nico verbirgt sich ein Bedürfnis. Statt uns auf sein sichtbares Verhalten zu konzentrieren, sollten wir versuchen, das zugrunde liegende Bedürfnis zu erkennen.

Denn wenn Emotionen und Bedürfnisse durch Ablenkung (sei es durch Essen, Spielzeuge oder Themenwechsel) behandelt werden, prägen sich solche Verhaltensmuster oft ein. (Ist es dir schonmal passiert, dass du unbewusst zum Handy (oder Essen) gegriffen hast, ohne es wirklich zu wollen, und hast erst im Nachhinein bemerkt, dass du es in der Hand hältst oder schon damit beschäftigt bist? Dieses unbewusste, impulsive Verhalten, ist oft die Folge des Umgangs mit eigenen Bedürfnissen in der Kindheit!)

Solche Verhaltensmuster beeinflussen negativ das Leben auf verschiedene Weisen:

  • Gesundheitliche Folgen: Ablenkung als Bewältigungsmechanismus kann zu unkontrolliertem/ungesundem Essverhalten führen, mit negativen Konsequenzen wie Übergewicht oder Sucht.
  • Fehlende Selbstreflexion: Das Vermeiden eigener Emotionen und Bedürfnisse durch Ablenkung hindert Menschen daran, sich selbst besser zu verstehen und ihre Gefühle zu verarbeiten.
  • Beziehungsprobleme: Schwierigkeiten im Umgang mit eigenen Emotionen führen zu Herausforderungen in Beziehungen zu anderen.
  • Gestörte persönliche Entwicklung: Die Fortsetzung solcher Verhaltensmuster behindert das persönliche Wachstum, da es die Fähigkeit zur Reflexion beeinträchtigt.
  • Langfristige Unzufriedenheit: Menschen, die sich konsequent von ihren Emotionen ablenken, werden langfristig unzufrieden, da sie ihre wahren Bedürfnisse vernachlässigen und sich trotz Ablenkung nicht erfüllt fühlen.

Denken wir mal anders. Wenn ein Kind weint, wütend oder stumm wird, braucht es vielleicht Nähe, Verständnis, Zuhören oder Sicherheit. Statt zu versuchen, das Verhalten des Kindes zu ändern oder es abzulenken, sollten wir in Dialog mit dem Kind treten. Wir können Fragen stellen, um herauszufinden, was es wirklich braucht.

Ein neuer Weg

Indem wir auf diese Weise auf die Kinder eingehen, können wir ihre Bedürfnisse besser erkennen und erfüllen. Es beginnt damit, relevante Fragen zu stellen und wirklich zuzuhören. Dies eröffnet einen neuen Weg in der Erziehung, der auf Verständnis, Empathie und Kommunikation basiert. 

Eine wirksame Methode, die uns einen schnellen Zugang zum Kind ermöglicht, ist die Tigerwelt.

Wenn wir bereit sind, diese frische Perspektive auf die Erziehung anzunehmen und in die Praxis umzusetzen, können wir gemeinsam eine Umgebung schaffen, in der Kinder sich sicher und verstanden fühlen. Auf diese Weise unterstützen wir nicht nur ihre emotionale Entwicklung, sondern fördern auch die Entstehung positiver Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen.

Anmerkung: Dem Verhalten der Kinder liegen oft frühere Erfahrungen aus den ersten Lebensjahren zugrunde. Die Kops Methode hilft uns, die subjektive Sicht des Kindes zu verstehen, die Ursachen seines Verhaltens zu entschlüsseln und den Eltern Anleitungen zur Veränderung zu geben.