Haben Sie schon einmal mit einem Kind verhandelt? Wenn ja, ist Ihnen die verzwickte Lage, in die uns die Verhandlung mit einem Kind versetzen kann, sicherlich gut bekannt. Insbesondere wenn das Kind sehr gut argumentiert und jede Lücke in unseren Aussagen zum eigenen Vorteil nutzt, kann eine Verhandlung sehr unangenehm werden. Eltern fühlen sich vom Kind an der Nase geführt, Kind fühlt sich von den Eltern nicht verstanden. Die Verhandlung endet oft in einem Machtkampf zwischen dem Kind und den Eltern.

Warum verhandeln Kinder?

Kinder verhandeln, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
Meistens machten diese Kinder die Erfahrung, dass sie verhandeln müssen, damit sie bekommen, was sie brauchen. Das Problem ist, dass die Kinder in der Regel nicht sagen können, welches Bedürfnis sie haben. Sie fordern etwas an (z.B.: ich gehe nicht in die Schule, ich gehe nicht in die Kita…, ich komme nur wenn du mit mir kommst…) und wir Erwachsene denken, dass es wirklich um die Kita, Schule etc. geht.

Damit wir mit Kindern erfolgreich verhandeln können, müssen wir die tatsächlichen Bedürfnisse hinter ihren Anforderungen kennen.

Verhandeln Sie wie ein Profi:

1. Informationen

Bevor Sie sich auf eine Verhandlung einlassen, brauchen Sie zwei Arten von Informationen:

  1. Was sind Ihre eigenen Bedürfnisse? (was will ich/was brauche ich?)
  2. Was ist das Bedürfnis des Kindes? (welches Bedürfnis steckt dahinter?)

    Beispiel aus meiner Praxis:

    Der kleine Max(6) forderte an, dass die Mama jeden Tag mit ihm in die Schule kommt. Wenn sie nicht da war, rastete er aus, Mama musste ihn abholen oder er rannte alleine von der Schule nach Hause. Um es zu vermeiden, ging sie mit ihm in die Schule und saß die ganze Zeit vor der Klasse. Aus der Lebenskarte von Max entdeckten wir, dass er das Gefühl hat, dass seine Mama nicht für ihn da ist und jederzeit weggehen kann. Um die Mama bei sich zu halten, muss er immer aktiv auf sie zugehen und aufpassen, dass sie nicht weg geht. Sein Bedürfnis hinter der Anforderung, dass die Mama immer mit ihm in die Schule geht, war die Sicherheit in der Beziehung zu ihr. 

Wirksame Methoden um die echten Bedürfnisse der Kinder zu entdecken sind die Tigerwelt und die Lebenskarten aus der Kops Method.

2. Haltung

Viele Erwachsene fühlen sich in der Verhandlung mit Kind under Druck gesetzt. Sie wollen sich durchsetzen und verfehlen dabei das Ziel – nämlich, dass sie und das Kind mit dem Ergebnis zufrieden werden. 

Versuchen wir die Verhandlung als ein Spiel und nicht als ein Kampf zu betrachten.

Es ist sehr fördernd, wenn wir in der Verhandlung Zusammenarbeit anstreben. Das Ziel ist, dass sowohl das Kind als auch die Eltern gewinnen, sprich. dass die Bedürfnisse von beiden erfüllt werden.

3. Verhandlung

In unserem Beispiel forderte Max, dass die Mama jeden Tag mit ihm in die Schule kommt.

Die Mama möchte nicht jeden Tag in der Schule absitzen. Ihr Bedürfnis ist Zeit für sich selbst. Dafür braucht sie eine vertrauensvolle Beziehung mit ihrem Sohn, damit er unabhängig werden kann. Das Bedürfnis von Max ist die Sicherheit in der Beziehung zu Mama. Die Mama muss jetzt einen Vorschlag machen, der sowohl ihr Bedürfnis als auch das Bedürfnis von Max berücksichtigt.

Der Mama von Max habe ich folgenden Vorschlag empfohlen:

“Hör zu, Max. Wenn ich vor der Klasse sitze, hast weder du etwas davon noch ich. Ich sitze hier alleine und du sitzt ohne mich in der Klasse. Dann kommen wir nach Hause und ich muss alles nachholen, was ich nicht geschafft haben, weil ich in der Schule saß. Und dann habe ich keine Zeit für dich. So haben wir gar keine Zeit miteinander verbracht. Was hältst du davon, dass wir lieber die Zeit nach der Schule zusammen verbringen? Während du in der Schule bist, bin ich zu Hause und kann meine Arbeit erledigen. Dann kommst du von der Schule zurück und wir können gemeinsam etwas unternehmen. Worauf hättest du denn Lust?”

WICHTIGER HINWEIS:

Damit die Absprache mit Kindern klappt, brauchen die Eltern Sicherheit, Klarheit und Konsequenz. Viele Eltern haben jedoch Ängste und Unsicherheiten, die eine erfolgreiche Verhandlung mit Kindern verhindern. Demzufolge fehlt den Eltern die notwendige Konsequenz. Die häufigste Angst der Eltern ist die Angst vor Ablehnung. Sie resultiert aus den eigenen unverarbeiteten Muster und Traumata aus der Kindheit. Es ist empfehlenswert diese aufzuarbeiten.

Lassen Sie uns wiederholen:

Damit die Verhandlung funktioniert, brauchen wir:

  • die eigenen Bedürfnisse kennen
  • das Bedürfnis des Kindes kennen
  • die Verhandlung als ein Spiel betrachten
  • Zusammenarbeit anstreben – beide sollen glücklich werden!
  • Konsequenz, Sicherheit und Klarheit

Probieren Sie es aus! Verhandeln Sie wie ein Profi!