Ich werde es nie vergessen. Damals war ich etwa 6 Jahre alt, als ich benennen konnte, was ich regelmäßig erlebt habe – die Unendlichkeit. Aus dieser Unendlichkeit tauchte in mir eine Frage auf. Eine Frage nach dem Sinn des Lebens.

Ich erinnere mich an die Situation, als ich mit 6 Jahren an der Fensterbank der Balkontür stehe – meinem Lieblingsplatz, von dem aus ich dem ich gewöhnlich meine Mama beim Kochen zugeschaut habe. Wie ich hier so stehe und meine Mutter beobachte, verspüre ich die Unendlichkeit, die mir so viel Angst macht. Hoffnungsvoll stelle ich meiner Mutter meine brennende Frage nach dem Sinn des Lebens. Zu meiner großen Enttäuschung bekomme ich leider keine Antwort. Stattdessen empfiehlt mir die Mama “beschäftige dich nicht vergeblich mit solchen Dingen”.

Diese Frage hat mich jedoch auch weiterhin beschäftigt. Die alte Bekannte, Angst, hat mir ebenfalls Gesellschaft geleistet. Was ist, wenn alles sinnlos ist? Fürchtete ich. 

Mit der Zeit hat sich Vieles verändert. Allmählich verschwand die Unendlichkeit aus meiner Wahrnehmung. Andere Dinge tauchten auf – neue Hindernisse, mehr Verantwortung. Einige Jahre sind vergangen. Schule, Sport, Studium, Arbeit, Reisen …

Bis ich mich eines Tages, nach vielen Jahren an das längst vergessene Gefühl der Unendlichkeit erinnerte. Wo ist es hin? Eine Sehnsucht wuchs in mir auf, und ich habe angefangen, das verlorene Gefühl zu suchen. In der alten Frage habe ich es wiedergefunden: “Was ist der Sinn des Lebens?”

Tief in meinem Inneren hat diese Frage all die Jahre auf die Antwort gewartet. Jetzt, nach mehr als 20 Jahren, habe ich wieder angefangen zu suchen. 

Wer weiß, wo mein Lebensweg mich hingeführt hätte, wenn mir jemand schon damals, mit 6 Jahren, eine Erklärung gegeben hätte? Eins ist sicher. Mit der Antwort hätte ich mir eine unnötige Angst und eine lange Suche gespart. 

So oder so. Schließlich habe ich für mich die Antwort gefunden. Die Antwort, dass es den Sinn des Lebens nicht gibt. Dass wir jedoch unserem Leben einen eigenen Sinn verleihen können. Wann auch immer wir uns dafür entscheiden. 

Und so sitze ich hier. Um zweiundzwanzig Jahre älter und um eine Frage leichter … Hoffend, dass wir alle einmal die richtigen Antworten für uns finden. Insbesondere die Kinder – die, genauso wie ich damals, manchmal auch über den Sinn des Lebens nachdenken 🙂